Münsterschwarzach (POW) Dr. Fidelis Ruppert (67), seit 1982 Abt der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, wird am 24. April 2006 sein Amt als Abt niederlegen. Das teilte er am Aschermittwoch, 1. März, der Klostergemeinschaft in Münsterschwarzach mit. Erzabt Jeremias Schröder von der Benediktinerabtei Sankt Ottilien, der Präses der Missionsbenediktiner, hat das Rücktrittsgesuch von Abt Fidelis bereits angenommen. Damit ist die Entscheidung rechtswirksam. Die Wahl eines Nachfolgers durch die Klostergemeinschaft wird einige Wochen nach Ende der Amtszeit des Abtes erfolgen.
Abt Fidelis hatte schon im Frühjahr 2004 die Klostergemeinschaft informiert, dass er in etwa zwei Jahren zurücktreten wolle. „Nach einer Amtszeit von mehr als 23 Jahren halte ich einen Amtswechsel für sehr sinnvoll, weil er neue Kräfte und Möglichkeiten freisetzt – sowohl in der Gemeinschaft als auch bei mir selber. Außerdem werde ich in einigen Wochen 68 Jahre alt und spüre deutlich, dass ich nicht mehr 50 bin“, sagte er in einer persönlichen Stellungnahme am 2. März 2006. Selbstverständlich werde er der Gemeinschaft auch in Zukunft mit seinen Kräften und Erfahrungen zur Verfügung stehen.
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zeigte Verständnis für die Entscheidung des Abts und dankte ihm für das langjährige Wirken zum Wohle der Abtei Münsterschwarzach. Der Wahlspruch „Ihr seid alle Brüder“ mache das besondere Engagement des Abtes für seine Mitbrüder deutlich. Bischof Hofmann erinnerte an die Entwicklung neuer Formen des klösterlichen Zusammenlebens und die Sorge um den inneren Zusammenhalt der Abtei in der Amtszeit Abt Fidelis’. Unter Rupperts Leitung sei das Recollectio-Haus entstanden. Das Egbert-Gymnasium, das Seminar Sankt Maurus und das Lehrlingsheim Sankt Plazidus habe er großzügig unterstützt. Auch seien die Klosterbetriebe ausgebaut und die Abteikirche renoviert worden. Den Missionaren in aller Welt habe er von Münsterschwarzach aus den Rücken gestärkt. Darüber hinaus habe sich Abt Fidelis für das Bistum Würzburg und für die Weltkirche – zum Beispiel bei der jüngsten Weltbischofssynode im Herbst 2005 – eingesetzt. „Für das Engagement von Abt Fidelis sowohl im Bistum als auch in der gesamten Weltkirche bin ich sehr dankbar“, sagte Bischof Hofmann.
Abt Fidelis Ruppert wurde am 3. April 1938 in Plankstadt bei Heidelberg geboren. Sein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg 1944 in Ungarn. Die Mutter musste fortan ihre vier Söhne alleine aufziehen. Die ursprünglich geplante höhere Schulbildung entfiel deshalb zunächst für Gerhard Ruppert, wie Abt Fidelis ursprünglich hießt. Nach Abschluss der Volksschule begann er 1952 die Ausbildung zum technischen Zeichner, entschied sich aber ein Jahr später für die Spätberufenenschule in Sasbach, um Priester zu werden. Nach dem Abitur 1959 trat Ruppert in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach ein. 1960 legte er dort die zeitliche und 1963 die ewige Profess ab. Nach seinen philosophisch-theologischen Studien in Sankt Ottilien und Würzburg empfing er 1964 die Priesterweihe. Danach sandte ihn die Abtei für zwei Jahre an die Internationale Ordenshochschule Sant´ Anselmo in Rom. In der Ewigen Stadt und von 1966 bis 1971 in Würzburg setzte er seine Studien fort. Sein besonderes Interesse galt der Erforschung des alten Mönchtums. In diesem Fach promovierte er bei Professor Alfons Auer zum Doktor der Theologie.
Nach seinen Studien wirkte Ruppert zunächst als Präfekt in der Erziehung der Jugend im Internat Sankt Maurus. Danach leitete er zahlreiche Exerzitien-, Meditations- und Jugendkurse. 1979 wurde Ruppert zum Prior von Münsterschwarzach ernannt und war fast vier Jahre treuer und zuverlässiger Stellvertreter von Abt Bonifaz Vogel. Nach dessen Resignation wählte die Klostergemeinschaft am 5. November 1982 Fidelis Ruppert zum 69. Abt von Münsterschwarzach. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele weihte ihn am 23. November 1982 zum Abt. Durch die Studien der alten Mönchstraditionen angeregt, entwickelte Abt Fidelis neue Formen des Zusammenlebens in einer klösterlichen Gemeinschaft. Die große Brüderschar wurde in Gruppen unterteilt, Dialoge unter den Mönchen gefördert und ein vertrauensvolles Miteinander aufgebaut. Neben der Sorge um den inneren Zusammenhalt setzte der Abt in seiner über 23-jährigen Wirkungszeit auch viele sichtbare Zeichen beim äußeren Aus- und Aufbau von Münsterschwarzach – beispielsweise bei der Errichtung des Recollectio-Hauses, in dem Priester und Ordensleute für drei Monate durchschnaufen und Kraft und Perspektiven für ihren weiteren Lebensweg finden können, oder bei der Renovierung der Abteikirche. Weiter wurde in der Münsterschwarzacher Niederlassung Schuyler/USA ein Exerzitien- und Bildungshaus errichtet. Die besondere Sorge des Abtes galt den Missionaren und der Kirche in den Missionsländern, die er immer wieder besuchte.
In jüngster Zeit hatte sich Abt Fidelis im Herbst 2005 als Berater der dreiwöchigen Weltbischofssynode in Rom engagiert. Dort beobachtete er ein weitweit wachsendes Bedürfnis der Menschen, vor Gott still zu werden und Ruhe zu finden. „Das Stillwerden vor Gott hat eine missionarische Funktion. Es spricht auch Menschen an, die sonst nicht zur Kirche kommen“, sagte er damals nach seiner Rückkehr aus Rom. Die Kirche solle diese Sehnsucht ernst nehmen und die Menschen zum Geheimnis Gottes hinführen – „ein weites pastorales Feld“. Auf ihm wird Abt Fidelis sicherlich auch nach seinem Rücktritt weiterhin tätig sein.
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