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Pilgern durch die Coronakrise - 17. März 2020

Liebe Mitpilgernde auf dem Weg durch die Coronakrise,

es ist eine seltsame und vermutlich bald schon sehr harte Zeit, die wir derzeit durchleben – und deswegen kann es sein, dass ich mich in den nächsten Wochen ein wenig öfter als gewohnt zu Wort melde. Sollte es jemandem zu viel werden, bin ich nicht böse, wenn er/ sie meine Mails vorübergehend wegklickt.

Ich persönlich glaube seit dem Wochenende nicht mehr, dass wir bis Ostern mit den strengen Maßnahmen „durch“ sind und schrittweise Lockerungen erleben werden. Eher müssen wir mit einer monatelangen Zeit der Krise rechnen, und was die noch alles durcheinanderbringen wird, weiß heute niemand. Der Papst hat die Gottesdienste der Karwoche schon abgesagt, das Bistum Münster auch, und ich vermute, es werden bald weitere folgen. Wir werden kreativ werden müssen, um die schwere Zeit gut zu überstehen. Und das bedeutet auch, neue Formen der Gemeinschaft suchen und einüben. Auf einmal gewinnt die Nachbarschaft ungeahnte Bedeutung – gerade in den Innenstädten, wo sich ja viele Menschen gar nicht kennen. Jetzt schauen sie aus dem Fenster und bemerken das erste Mal im Leben, wer da eigentlich neben ihnen wohnt. Das geht mir übrigens mit meinem Nachbarhaus auch so. Im eigenen Haus kenne ich natürlich jeden, aber das Nachbarhaus war bisher Fremdland für mich. Jetzt zeigen sich zumindest mal die Gesichter der Menschen am Fenster oder auf dem Balkon. Obgleich die Entfernung zu groß ist für Gespräche, ist das schon einmal etwas.

Insgesamt vermute ich, dass wir nach der Krise deutlich anders leben werden als vorher. Und ich hoffe und bete, dass dieses „anders“ besser und nicht schlechter ausfällt. Dafür können wir bereits jetzt etwas tun. Denn was 30 Jahre Warnungen der KlimaexpertInnen nicht geschafft haben, geht jetzt in wenigen Tagen: Dass wir nicht mehr um die Welt fliegen, uns mit weniger zufrieden geben und die enorme Beschleunigung zurückfahren, der wir uns in den letzten Jahrzehnten unterworfen haben. Wichtig wird es also sein, zu sehen, was die Krise uns an positiven Räumen eröffnet – und diese nachher nicht wieder zu vergessen, sondern dauerhaft zu nutzen.

Damit uns währenddessen die Decke nicht auf den Kopf fällt, gibt es gute Tipps. Am besten finde ich bislang diese: https://science.orf.at/stories/3200243/ Ich lege sie Ihnen/ euch ans Herz.

Für heute schließe ich mit einem Gebet, das Dietrich Bonhoeffer in einer weitaus schwereren Zeit und Ungewissheit geschrieben hat – im Gefängnis der Gestapo in Berlin:

Zu dir, Gott, rufe ich.

Hilf mir beten und meine Gedanken sammeln zu dir;

ich kann es nicht allein.

In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht.

Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht.

Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe.

Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede.

In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld.

Ich verstehe deine Wege nicht,

aber du weißt den Weg für mich.

Mit herzlichen Grüßen

Michael Rosenberger