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Pilgern durch die Coronakrise - 31. März 2021

Liebe Pilgernden in der Mitte der Heiligen Woche,   seit im Januar die Impfungen bei uns begonnen haben, wird bei uns darüber geklagt, dass zu wenig Impfstoff vorhanden ist. Aber drehen wir die Perspektive einmal um:

Von den derzeit weltweit verfügbaren Impfdosen haben sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zehn Länder der Erde 76 Prozent gesichert. Zu diesen zehn Ländern gehören auch Deutschland, Frankreich und Italien, also die „Großen“ in der EU. WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus kritisierte diese Verteilung von Impfstoff am Montag und betonte, eine globale Krise brauche globale Antworten. Dennoch fehlen für eine weltweite Impfkampagne derzeit 25 Milliarden Euro. Der deutsche Entwicklungshilfeminister Gerd Müller forderte deshalb die Weltgemeinschaft auf, diese Lücke schnellstmöglich zu füllen. Sein Appell richtet sich namentlich an die Europäische Union, die USA, die arabischen Staaten, China und Russland. Die HIV-Krise der 1990er Jahre dürfe sich nicht wiederholen, in der die ärmsten Länder zurückgelassen wurden – mit nachhaltigen negativen Folgen bis heute für die Beziehungen zwischen armen und reichen Ländern. – Einmal sehr, sehr platt gesagt: Wer jetzt kein Geld für die Impfungen in Afrika gibt, darf sich nicht wundern, wenn im Sommer eine neue Flüchtlingswelle kommt.
 
Eine weitere Nachricht wird in Österreich gegenwärtig intensiv diskutiert: Die Virologin Dorothee von Laer (Universität Innsbruck) warnte in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ vor einer neuen Infektionswelle im Herbst. Zwar rechnet sie mit einem ruhigen Sommer. Doch sollten sich in dieser Zeit Varianten des Coronavirus durchsetzen, bei denen einzelne Impfungen nicht wirken, könnte es im Herbst eine weitere Welle geben. Darauf müsse man sich vorbereiten und beispielsweise Nachimpfungen mit besser wirksamen Impfstoffen einplanen. – Keine gute Nachricht, ohne Frage, eher eine neuerliche Hiobsbotschaft. Aber eine Handlungsperspektive liegt auch darin: Wir alle können durch vorsichtiges Verhalten in den Sommermonaten und besonders im Urlaub dazu beitragen, dass Mutationen sich nicht ausbreiten können. 
 
Schließlich ganz kurz zur aktuellen Entwicklung von Astra Zeneca in Deutschland: Kommunikativ rächt sich für den Konzern jetzt, dass er seine Bewerbung um die EU-Zulassung zunächst sehr schlampig geschrieben hat. Das hat schon damals viel Vertrauen gekostet, das jetzt weiter schwindet. Dabei wäre es von der Sache her wahrlich nicht nötig. Um die vorliegenden Zahlen vergleichbar zu machen: Die Gefahr einer Hirnthrombose nach Astra-Zeneca-Impfung liegt bei 11 zu 1 Million Geimpften. Wenn diese 1 Million Menschen jedoch nicht geimpft werden, sterben von ihnen bereits innerhalb der ersten vier Tage 11 Personen – und dann alle vier Tage wieder 11 Personen. Im Laufe eines Jahres hätte man so knapp das Hundertfache an Toten zu beklagen. Und selbst wenn man nach einem halben Jahr genügend Impfstoff anderer Firmen hätte und die eine Million Menschen mit diesem Impfstoff impfen würde, wäre immer noch das fünfzigfache an Toten zu beklagen. Insofern muss man aufpassen, dass jetzt nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.
 
Die Probleme der Pandemie bleiben also weiterhin groß. Umso tröstlicher dürfen wir am Karfreitag erfahren, dass wir diesen Kreuzweg nicht alleine gehen müssen. In diesem Sinne hänge ich meine Predigten für Gründonnerstag und Karfreitag an und wünsche segensreiche Heilige Tage!
 
Michael Rosenberger