Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Eine Antwort von Professor Dr. Michael Rosenberger

Wie sollten sich Wallfahrerinnen und Wallfahrer spirituell auf die Wallfahrt vorbereiten?

Wenn Menschen sich entschließen, sich auf den Weg zu machen, können die Motive dafür sehr unterschiedlich sein. Vielleicht hat jemand ein Anliegen, für das er beten möchte. Vielleicht gibt es einen Grund, Gott Dank zu sagen. Vielleicht spürt jemand das Bedürfnis, sich innerlich zu wandeln und weiter zu entwickeln. Wie das auch sei, mit dem Aufbruch zu einer Wallfahrt geht jeder ein großes Wagnis ein. Er weiß nicht, was ihm auf dem Weg alles widerfährt, wer ihm begegnet, in welcher Verfassung er am Ende nach Hause zurückkehren wird. Damit er den Weg gut beginnen kann, braucht es daher eine sorgfältige und aufmerksame Vorbereitung. Diese wird technische Aspekte umfassen wie die Frage nach den richtigen Schuhen und der richtigen Kleidung. Diese sollte aber unbedingt auch die spirituellen Aspekte bedenken. Wie also sollen Menschen sich geisterfüllt vorbereiten?

Ein zentrales spirituelles Ereignis ist das Packen des Rucksacks – schon allein deswegen ist ein Gepäcktransport der Anfang vom Ende einer fruchtbaren Wallfahrt. Jesus hat seinen Jüngern klare Anordnungen gegeben, was sie auf ihre Missionswanderungen mitnehmen sollten und was nicht (Mt 10,10ff). Ganz so wie seine Jünger werden wir das heute nicht mehr verwirklichen können. Und doch: Vom richtigen Packen des Rucksacks hängt sehr viel ab. Klei-dung und Ausrüstung, Schuhe und Stöcke, Wasserflasche und ein kleiner Vorrat zur leiblichen Stärkung gehören vorbereitet. Aber auch ein Tagebuch oder Stift und Papier für persönliche Notizen sind wichtig. Es ist eine Kunst, sich auf das Notwendigste zu beschränken und das rechte Maß zu finden: Nimmt man zu wenig mit, fehlen einem unterwegs wichtige Hilfsmittel. Packt man zu viel ein, drückt der Rucksack mehr und mehr. Es ist eine Kunst, den richtigen Mittelweg zu finden.

Gut überlegen sollte man auch, was man nicht in den Rucksack packt, weil es den Charakter einer Wallfahrt beeinträchtigt: Unterhaltungsmedien (Musikgeräte oder ähnliches) lenken nur von der Wallfahrt ab. Genussmittel (Alkohol, Tabak usw.) passen nicht zum einfachen Leben unterwegs. Für einen fröhlichen Abend mit einem Glas Wein oder Bier ist der richtige Zeitpunkt am Ziel der Wallfahrt. Das Handy lässt man am besten daheim. Es gehört zu den großen Chancen der Wallfahrt, die alltäglichen Kontakte mit der Familie und dem Freundeskreis für ein paar Tage abzubrechen und frei zu sein für das Geschehen der Wallfahrt.

Ist alles gepackt, rate ich dazu, sich ein wenig Zeit zu nehmen und sich innerlich auf das Wallfahrtsgeschehen einzustellen. In einer ruhigen Stunde kann jede und jeder seine eigenen Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen klären, in Form von Bitten und Dank auf ein schönes Blatt Papier aufschreiben und in einem Briefumschlag verschlossen auf den Weg mitnehmen. Beim Beginn der Wallfahrt kann man diesen Brief zum Pilgersegen in die Hand nehmen, am Ziel ihn am Gnadenaltar vor sich hinlegen und gleichsam Gott übergeben.

Ein weiterer Schritt der Vorbereitung kann es sein, sich zu überlegen, ob man im Zusammenhang der Wallfahrt eine größere Spende machen will, und wenn ja, wofür. Früher stiftete man riesige Kerzen oder Votivbilder. Auch heute bleibt das eine Möglichkeit. Oft aber ist es passender, für einen guten Zweck zu spenden – für Hungernde, Arme, Hilfsbedürftige. Auf diese Weise lassen sich Dank und Bitte ausdrücken und die Gnade der Wallfahrt mit anderen Men-schen teilen.

Schließlich wäre es der letzte Schritt der spirituellen Vorbereitung, sich von seinen Angehörigen bewusster als sonst zu verabschieden und sich ihre Gebete und Anliegen auf den Weg mitgeben zu lassen. In einem kleinen Ritual könnten sich Aufbrechende von den Daheimbleibenden segnen lassen und umgekehrt diese segnen (etwa mit einem Kreuzzeichen auf die Stirn). So wird die Wallfahrt nicht nur für die Pilgernden selber, sondern auch für ihre Angehörigen zu einem Ereignis, das Frucht trägt und Leben schenkt.